Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) by Parrish Leslie

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) by Parrish Leslie

Autor:Parrish, Leslie [Parrish, Leslie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: VGS Egmont
veröffentlicht: 2012-12-12T23:00:00+00:00


11

Jeremy Sykes war kein Sexist.

In den sechs Jahren, die er jetzt für das FBI arbeitete, hatte er Kolleginnen nie anders behandelt als Kollegen. Respekt, Kooperation und Höflichkeit waren für ihn selbstverständlich, ganz gleich, mit wem er es zu tun hatte. Er hätte sich lieber die Pulsadern aufgeschnitten, als einer Kollegin zu vermitteln, dass er sie allein aufgrund ihres Geschlechts für unfähig hielt, ihren Job zu machen.

Aber das hier … du lieber Himmel.

Es fiel ihm schwer, sich zusammenzunehmen. Denn ein Teil von ihm wollte Detective Veronica Sloan vom Stuhl heben, sie aus diesem stickigen kleinen Computerraum hinaustragen und nach Hause ins Bett bringen.

Na ja, er hatte sie schon lange mit nach Hause ins Bett nehmen wollen. Seit ihrer ersten Begegnung. Aber dieser Impuls heute Abend hatte nicht das Geringste mit sexuellem Verlangen zu tun. Er wollte sie einfach verstecken, sie an einen behaglichen, sicheren Ort bringen, die Decke um sie herum feststopfen und ihr gut zureden, dass sie ausruhen und gesund werden solle. Sie sollte keine Sekunde mehr an die grauenvollen Qualen denken, die ein Ungeheuer einer unschuldigen Frau namens Leanne Carr zugefügt hatte. Und mehr als alles andere wünschte Jeremy sich, dass Ronnie nichts mehr davon mitanschauen müsse.

Er selbst hatte so etwas noch nie gesehen.

Wollte es auch nie wieder sehen.

Und er wollte auf jeden Fall nie wieder miterleben, wie eine junge Frau, die erst kürzlich vom selben Psychopathen angegriffen worden war und von diesem Überfall noch geschwächt war und Schmerzen hatte, sich das Gleiche ansehen musste.

»Stopp. Wir können jetzt aufhören«, murmelte er mit trockenem Mund. Achtundvierzig Minuten waren vorbei. Leanne lag auf dem Boden und war seit etwa fünf Minuten allein. Der Mörder war irgendwohin verschwunden. Sie wussten beide, wie die Geschichte enden und was bis dahin noch geschehen würde. Das Ungeheuer mit den schwarzen Schuhen, der schwarzen Hose und der Grubenlampe auf dem Helm würde in zwei Minuten wiederkommen, um seine Arbeit zu beenden.

»Ich kann nicht«, sagte Ronnie. Es klang, als würde sie die Worte zwischen zusammengeklebten Zähnen hervorpressen.

Jeremy griff nach der Fernbedienung, die sie fest umklammert hielt. Sie riss die Hand fort, sah ihn dabei gar nicht an, um den Blick nicht von der dreidimensionalen Projektion wenden zu müssen. »Hör auf«, zischte sie.

»Bitte, Veronica … Ronnie.«

»Wir sind ihr … das … schuldig.« Jedes ihrer Worte klang wie ein kleiner Ausruf. Oder wie ein Schluchzen. »Sie hat es ertragen. Wir müssen uns jede einzelne Sekunde ansehen, denn wir sind es ihr schuldig, alles Menschenmögliche zu tun, um den Mörder zu fassen.«

Gut. Vielleicht musste jemand das tun. Aber musste das ausgerechnet Veronica Sloan sein? Sie war noch ganz zerschlagen und erschöpft von ihrem Zusammenstoß mit diesem bestialischen Psychopathen. Musste man ihr jetzt wirklich um die Ohren hauen, was vermutlich mit ihr geschehen wäre, wenn sie nicht schlauerweise so getan hätte, als wäre sie bei der Durchsuchung des Kellers nicht allein gewesen?

Nein, Ronnie war keine naive junge Verwaltungsassistentin. Sie war hart, zäh und stark. Während der Ausbildung in Texas hatte sie im Kickboxen jeden Gegner, der so blöd gewesen



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